Das Sustgebäude ist über 500 Jahre alt. Das älteste, über die Jahrringe datierte Bauelement wurde im Jahr 1457 gefällt und vermutlich auch verbaut. Damit ist die Sust das älteste bekannte Gebäude in Horgen. Über die Jahrhunderte verteilt folgten mehrere An- und Umbauten.
Aus dem 15. Jahrhundert stammt auch die Sustordnung, welche die Stadt Zürich erliess und damit den Gütertransport von und nach Horgen regelte. Mit der Begehbarkeit der Schöllenen im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Güterverkehr auf der Nord-Süd-Achse von den Bündnerpässen zum Gotthard. Horgen wurde neben Zürich der grösste Warenumschlagplatz am Zürichsee und war in den internationalen Handel eingebunden. Schiffe transportierten die Güter von Zürich nach Horgen. Hier wog sie der Sustmeister, verzollte sie und lagerte sie sicher ein. Für den Weitertransport über Sihlbrugg und Zug basteten Säumer die Waren auf Tragtiere. Transportiert wurden Wein, Salz, Käse und Butter, aber auch Eisen und Textilien.
Mit der Aufhebung der interkantonalen Zölle im Jahr 1835 und dem Bau der Eisenbahnlinie 1875 verlor die Sust ihre Funktion und wurde stillgelegt. 1838 verkaufte die Stadt Zürich das Gebäude der Gemeinde Horgen, in deren Eigentum es sich heute noch befindet. Sie stellte das Haus der 1954 gegründeten Stiftung für das Ortsmuseum und die Chronik der Gemeinde Horgen zur Verfügung. 1957 schliesslich öffnete das Ortsmuseum seine Türen.
Seit 1968 steht der Bau unter kantonalem Denkmalschutz und ist ein Schutzobjekt von überkommunaler Bedeutung.
- 1740Marktflecken Horgen
Plan der Ortschaft Horgen. Die Nummer 3 vorne am Wasser bezeichnet die Sust.
Gezeichnet von Jacop Schäppi, ausgeführt und gedruckt von Isaac Vetter. Das Original befindet sich in der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums.
- Prospect von Horgen1770
Das Sust-Gebäude mit dem alten Satteldach. Rund 10 Jahre später wird dieses durch ein Walmdach ersetzt.
Zeichnung von Johann Jakob Hoffmann.
- 1845Rückblick auf reges Handelstreiben
Die Sust wenige Jahre vor der Erneuerung des Hafens. 1845 gehörte die Sust bereits der Gemeinde Horgen und wurde nicht mehr als Warenumschlagplatz genutzt. Zeichnung von S. C. Knöpfli
Das Original dieses Bildes galt als verschollen. Es tauchte jedoch wieder auf und wird in Kürze digitalisiert und hier neu eingefügt.
- Schiffstreiben vor der Sust1850
Die Sust unmittelbar vor der Erneuerung des Hafens. 1850 oder 1851 lässt Horgen die Hafendämme und den Haabhaken erneuern. In diesen Jahren beginnen auch die Aufschüttungen am Seeufer, die später zu verheerenden Seerutschungen führen. Die Sust bleibt glücklicherweise verschont.
Zeichnung eines unbekannten Künstlers.
- 1873Blick auf die Sust und den Hafen
Sust und Hafen kurz vor dem Bau der Eisenbahnlinie. Das Haus rechts im Bild musste dafür weichen.
Aquarell von Johannes Stünzi-Kraut.
- Während dem Bau der Eisenbahnlinie1875
Der Susthafen und das Gebiet um die Sust kurz vor dem Bau der Eisenbahnlinie. Der Abbruch des Hauses gegenüber der Sust ist bereits im Gange.
Unbekannter Fotograf, um 1875.
- 1904Glück im Unglück
1904 entgleist ein Zug direkt vor der Sust. Das Haus bleibt zum Glück unversehrt.
- Der neue Hafen1908
Sust, Gerberei Hüni und Susthaken. So nannte man die neu errichtete Hafenanlage nach der Abrutschung des Susthafens am 25. September 1883.
Vermutlich entstand diese Aufnahme vor 1908 und zeigt den alten hölzernen Susthafen. Später wurde dieser durch ein wackliges Eisengestell ersetzt. 1962 schliesslich riss die Wasserbaufirma Stäubli die Hafenanlage endgültig ab.
- 1911Das Sustgebäude am Verlottern
In den 1910er Jahren dient die Sust als Wohnhaus. Der Zustand des Hauses ist jedoch so schlecht, dass die Bleiben nur noch als Notwohnungen bezeichnet werden können.
Aufnahme: Photoglob Wehrli AG
- Noch ohne Barriere1929
Der Zustand des Hauses verschlechtert sich.
Aufnahme: Hochbauamt des Kantons Zürich
- 1962Vor dem grossen Umbau
Auf der linken Seite sind Teile des alten Seerosenzauns zu sehen. Diese stehen heute im Depot der Sust.
- Erster grosser Umbau1965
Wenige Jahre nach der Eröffnung des Museums, wird die Sust ein erstes Mal umgebaut. Zahlreiche Bauteile aus anderen Gebäuden werden dabei in der Sust verbaut.
- 2020Zweiter grosser Umbau
Begleitet von der Denkmalpflege bauen die beiden Architekten Ueli Geiger und Stefan Schäppi die Sust 2020/2021 um. Dabei wird ein Lift eingebaut, die Treppe sowie die elektrischen Anlagen erneuert. Der Umbau war nötig, um den Museumsbetrieb weiterzuführen.
- Neue Ausstellungen für die Sust2023
Während des grossen Umbaus mussten alle Vitrinen und Sammlungsobjekte aus dem Museum. Nach und nach wird das frisch sanierte Haus nun mit neuen Ausstellungen gefüllt.